Marketingblatt

Datenschutz in China und seine Bedeutung für Marketing

Geschrieben von David Koehler | 23. April 2024 04:00:00 Z

Das digitale Marketing in China stellt ausländische Unternehmen vor einzigartige Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die strengen Datenschutzgesetze, die das Land in den letzten Jahren eingeführt hat. Mit dem Aufkommen des Cybersicherheitsgesetzes im Juni 2017 und weiteren wichtigen Gesetzgebungen wie dem Personal Information Protection Law (PIPL) und dem Data Security Law (DSL) ist es für Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt aktiv sind oder werden wollen, unerlässlich geworden, sich mit diesen Regelungen gründlich auseinanderzusetzen. Diese Gesetze beeinflussen nicht nur die Art und Weise, wie Unternehmen Daten verarbeiten und speichern, sondern auch, wie sie mit ihren Kunden interagieren und ihre Marketingstrategien umsetzen.

In diesem ausführlichen Artikel werden wir die wichtigsten Aspekte des Datenschutzes im chinesischen Marketingkontext untersuchen. Wir werden beleuchten, welche spezifischen Anforderungen die chinesischen Datenschutzgesetze stellen, wie sie sich auf Marketingstrategien auswirken und wie ausländische Unternehmen diese Herausforderungen effektiv bewältigen können. Unser Ziel ist es, ein tiefgehendes Verständnis für die Anforderungen und Chancen in China zu schaffen, um so die Grundlage für erfolgreiche Marketingaktionen in einem der weltweit dynamischsten Märkte zu legen.


Marketing und Datenschutz in China

Das Cybersicherheitsgesetz (CSL), das Personal Information Protection Law (PIPL) und das Data Security Law (DSL) sind die drei Gesetze, welche das Fundament für Datenschutz und Cybersicherheit in China bilden. Diese Gesetze sind nicht nur bürokratische Hürden, sondern Wegweiser dafür, wie ausländische Unternehmen auf dem chinesischen Markt agieren können, insbesondere im digitalen Marketingbereich. Sie sind entscheidend dafür, wie Unternehmen ihre Marketingstrategien entwickeln und anpassen, um sowohl rechtlich konform zu bleiben als auch das Vertrauen der chinesischen Konsumenten zu sichern.


Das Cybersicherheitsgesetz (CSL)

Das im Juni 2017 eingeführte Cybersicherheitsgesetz legt die Grundlage für den Umgang mit digitalen Daten in China. Es richtet sich speziell an Unternehmen, die IT-Produkte und Dienstleistungen für kritische Infrastrukturen bereitstellen, und verlangt von ihnen, sich strengen staatlichen Sicherheitsüberprüfungen zu unterziehen und in bestimmten Fällen Quellcodes offenzulegen. Für Marketingaktivitäten ist besonders die Vorschrift zur lokalen Datenspeicherung von Bedeutung, die eine Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten innerhalb Chinas vorschreibt, um die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung zu wahren.


Datenschutzgesetze PIPL und DSL

Das Personal Information Protection Law (PIPL), das am 1. November 2021 in Kraft trat, ist Chinas erstes umfassendes Datenschutzgesetz und regelt die Verarbeitung personenbezogener Informationen. Es ähnelt in vielen Aspekten der europäischen DSGVO und erfordert, dass Unternehmen die Einwilligung von Nutzern einholen, bevor sie personenbezogene Daten sammeln oder verarbeiten. Das Data Security Law (DSL), das am 1. September 2021 wirksam wurde, ergänzt das PIPL, indem es die Sicherheitsanforderungen für die Datenverarbeitung festlegt und speziell die Verarbeitung und den Schutz wichtiger Daten regelt. Beide Gesetze haben erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen in China und mit chinesischen Bürgerdaten umgehen müssen, insbesondere im Bereich des digitalen Marketings.


Lokale Datenspeicherungspflicht und ihre Bedeutung für Marketing in China

Persönliche, in China generierte Daten von chinesischen Bürgen sollen auch in China bleiben. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Daten das Land verlassen dürfen. Generell gilt, dass Daten nicht aus China herausgeführt werden dürfen, wenn:

  1. es sich um personenbezogene Daten handelt, für die keine Einwilligung vorliegt oder die den persönlichen Interessen der betroffenen Person entgegenstehen,
  2. Daten, die kritische Infrastrukturen betreffen, dem öffentlichen Interesse entgegenstehen oder der nationalen Sicherheit schaden können,
  3. anderweitig von öffentlichen Sicherheitsstellen vom Transfer ausgeschlossene Daten.

Den Nutzern muss vor dem Datentransfer mitgeteilt werden, um welche Daten es sich handelt, wie umfangreich diese Daten sind, was der Zweck der Übertragung ist und wer diese Daten erhält. Die Nutzer müssen dieser Erklärung zustimmen. Handelt es sich um Minderjährige, muss die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten eingeholt werden.


Prinzipiell sollte die Datenhaltung in China erfolgen. Dennoch lässt sich eine Weitergabe aus geschäftlichen Gründen nicht immer ausschliessen. Wenn es diese geschäftlichen Zwecke gibt, sollte vorab eine Sicherheitsabschätzung durchgeführt werden. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass vorab das Einverständnis der Nutzer einzuholen ist und die Daten nicht unter die oben aufgelisteten Ausschlusskriterien fallen.


Einfluss auf die Marketingstrategie

Die Notwendigkeit, Daten in China zu speichern, beeinflusst nicht nur die IT-Infrastruktur, sondern auch die strategische Ausrichtung von Marketingkampagnen. Unternehmen müssen ihre Datenmanagement-Praktiken überdenken und sicherstellen, dass ihre Marketingtechnologien und -praktiken mit den strengen Datenschutzvorschriften in Einklang stehen. Dies kann auch die Art der verwendeten Marketingtools und -ansätze beeinflussen, da einige internationale Softwarelösungen möglicherweise nicht den lokalen Anforderungen entsprechen.


Transparenz und Einwilligung

Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Marketings unter dem chinesischen Datenschutzregime ist die Notwendigkeit der Transparenz und der expliziten Einwilligung. Unternehmen müssen deutlich machen, wie und warum sie Daten sammeln und verarbeiten, und eine klare Zustimmung der Nutzer einholen, bevor sie persönliche Daten für Marketingzwecke verwenden. Dies erhöht die Notwendigkeit für präzise Datenschutzerklärungen und aktive Einwilligungsmechanismen, die in allen digitalen Marketingkanälen integriert werden müssen.


Herausforderungen und Chancen

Obwohl die Einhaltung dieser Vorschriften eine Herausforderung darstellt, bietet sie auch eine Chance, Vertrauen bei den Verbrauchern aufzubauen. Unternehmen, die zeigen können, dass sie die persönlichen Daten ihrer Kunden ernst nehmen und schützen, können sich positiv von der Konkurrenz abheben und so ihre Marktposition in China stärken. Die strikten Datenschutzgesetze können somit als Anstoss für Innovationen im Bereich des digitalen Marketings dienen, indem sie die Entwicklung neuer, sicherer und verbraucherfreundlicher Marketingtechnologien fördern.


Strategische Anpassungen

Für die strategische Planung bedeutet dies, dass Marketingteams nicht nur rechtliche, sondern auch kulturelle und technologische Aspekte berücksichtigen müssen. Anpassungen an lokale Besonderheiten, wie bevorzugte soziale Medienplattformen und Kommunikationsstile, sind unerlässlich, um in Chinas einzigartigem digitalen Ökosystem erfolgreich zu sein. Des Weiteren erfordert die dynamische rechtliche Landschaft eine ständige Überwachung und Anpassung der Strategien, um Compliance sicherzustellen und gleichzeitig effektiv zu bleiben.


WeChat Marketing Compliance

 

Datenschutzkonformität bei WeChat

WeChat, eine der führenden Kommunikations- und Social-Media-Plattformen in China, stellt spezielle Anforderungen an das Datenschutzmanagement, insbesondere wenn es um Marketingaktivitäten geht. Für Unternehmen, die WeChat für Marketingzwecke nutzen, ist es entscheidend, die Einhaltung der Datenschutzvorschriften zu gewährleisten. Dies beinhaltet die sichere Verwaltung von Nutzerdaten, die Einholung von Zustimmungen für die Datenverarbeitung und die Bereitstellung von transparenten Datenschutzerklärungen, die den Nutzern genau erklären, wie ihre Daten verwendet werden.


Integration von WeChat in Marketingstrategien

Unsere Agentur hat ein spezielles WeChat-Modul entwickelt, das mit der WeChat-API integriert ist. Dieses Modul sorgt für eine datenschutzkonforme Erhebung und Speicherung der Daten auf lokalen Servern in China. Es ermöglicht auch die Automatisierung von Marketingprozessen, wie das Versenden von Push-Benachrichtigungen und die gezielte Ansprache von potenziellen Kunden, wobei stets die Compliance mit den lokalen Datenschutzgesetzen gewährleistet wird.


Fallbeispiel Apple


Apple, als eines der wertvollsten Unternehmen der Welt, steht exemplarisch für die komplexen Entscheidungen, die internationale Firmen in China treffen müssen, um dort erfolgreich zu sein. Mit dem Bau eines Datenzentrums in Guiyang und einem weiteren in der Inneren Mongolei hat Apple bedeutende Kompromisse eingegangen, um den chinesischen Markt zu bedienen. Diese Entscheidungen werfen ein Licht auf die tiefgreifenden Datenschutz- und Zensurprobleme, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, wenn sie in China operieren.

Im Rahmen des 2017 eingeführten Cybersicherheitsgesetzes hat Apple die Kontrolle über die Speicherung der persönlichen Daten seiner chinesischen Kunden an ein staatseigenes chinesisches Unternehmen abgegeben. Dieser Schritt war erforderlich, um den Betrieb in China fortsetzen zu können, bedeutete jedoch, dass die chinesische Regierung potenziell Zugang zu den E-Mails, Fotos, Dokumenten, Kontakten und Standorten von Millionen von Apple-Nutzern in China haben könnte.

Apple hat die Verschlüsselungstechnologie, die es in anderen Teilen der Welt nutzt, aufgegeben, da die chinesische Regierung diese nicht zuliess. Stattdessen werden die digitalen Schlüssel, die die Informationen entsperren, innerhalb der Datenzentren gespeichert, was den Schutz der Daten erheblich schwächt. Diese Konzessionen zeigen, wie komplex die Anforderungen sind, die an Unternehmen gestellt werden, die in China tätig sind, insbesondere wenn sie in sensiblen Branchen wie der Technologie und der Kommunikation operieren.

Diese Fallstudie zeigt die Herausforderungen und Kompromisse auf, die mit dem Betrieb in einem Markt verbunden sind, der von der Regierung stark reguliert wird und wo Zensur und Überwachung allgegenwärtig sind. Für Marketingfachleute unterstreicht dies die Notwendigkeit, Marketing Datenschutz und ethische Überlegungen in ihre Strategien einzubeziehen, besonders wenn sie in autoritären Regimen agieren.


UNSER ANGEBOT


Um erfolgreiche WeChat-Marketing-Kampagnen durchführen zu können, hat W4 basierend auf den Anforderungen moderner Marketing-Automation-Software ein spezielles WeChat-Modul entwickelt, das sich mit der API von der für den chinesischen Markt äusserst wichtigen App WeChat verbindet und das für die datenschutzkonforme Erhebung und gesetzeskonforme Speicherung der Daten chinesischer Nutzer sorgt (auf lokalen Servern). Zudem erlaubt die Analyse-Software die vollautomatische Identifizierung, Ansprache und Qualifizierung eines (potentiellen) Leads. We-Tomation arbeitet mit den User-IDs der Nutzer und schickt automatisierte Push-Benachrichtigungen in die WeChat-App.

Unsere Agentur bietet umfassende Marketingdienstleistungen in China an, um Ihre Marke effektiv zu positionieren und Ihr Zielmarkt zu erreichen.  Im Rahmen unserer Dienstleistungen bieten wir auch spezialisierte Datenschutzberatung an, um sicherzustellen, dass alle Kampagnen nicht nur effektiv, sondern auch konform mit den lokalen Marketing Datenschutzgesetzen sind. Wir entwickeln massgeschneiderte Strategien, berücksichtigen kulturelle Nuancen und setzen auf digitale Kanäle, um Ihre Botschaft zielgerichtet zu kommunizieren. Von Social-Media-Kampagnen bis hin zu lokalen SEO-Optimierungen und Lead-Generierung maximieren wir Ihre Präsenz auf dem chinesischen Markt. Mit unserer Expertise unterstützen wir Sie dabei, erfolgreich in einem dynamischen und wachsenden Markt Fuss zu fassen.